Papa erzählt…

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Als ich erfahren habe, dass meine Freundin schwanger ist, stand ich ehrlich zugegeben erstmal unter Schock. Obwohl ich zu dem Zeitpunkt 32 Jahre alt war und die Umstände durchaus passend waren. Ich hatte einen guten Job, ein Haus und ich würde mal behaupten auch die geistige Reife für ein Kind. Trotzdem war es anfangs etwas befremdlich.

Meine Freundin war von Tag eins an Mama. Ich konnte die Entwicklung regelrecht beobachten. Bei mir blieb das irgendwie aus. Ich habe meine Freundin natürlich zu jeden Arztbesuch begleitet, das Kinderzimmer gestrichen und Babybodys ausgesucht. Es fühlte sich trotzdem so an als wäre sie schon 100 Seiten weiter als ich. Durch die Vorderwandplazenta bei meiner Freundin konnte ich unser Kind auch erst relativ spät fühlen. Ein wenig Sorgen hat mir das schon gemacht, doch ändern konnte ich es sowieso nicht. So vergingen die Monate wie Wochen und kurz vor dem errechneten Geburtstermin ging es auch schon los. Die Geburt war von Anfang an ein Thema, über das wir viel gesprochen haben. Meine Freundin hatte nur wenige „Regeln” für mich. Ich durfte nicht direkt hinsehen und keine blöden Witze machen. Mit den Regeln konnte ich absolut leben.

Insgesamt waren wir sehr lange im Kreissaal. Dazwischen gingen wir immer wieder spazieren oder holten uns einen Tee im Erdgeschoss des Krankenhauses. Zusehen zu müssen, wie meine Freundin Schmerzen hat, war für mich teilweise sehr hart. Ich hätte ihr das wirklich gerne abgenommen. Trotzdem hat es mich unheimlich Stolz gemacht, wie toll sie alles gemeistert hat, mit nur 2 Stunden Schlaf innerhalb so langer Zeit. Als unser Kind dann endlich das Licht der Welt erblickt hat, war plötzlich alles anders. Es klingt so kitschig und immer, wenn man davon liest oder hört, denkt man sich, wie übertrieben das klingt, aber es ist wirklich so! Der Moment, indem ich mein Kind das erste Mal halten durfte, war mit Abstand einer der schönsten Momente. Nicht nur, weil es endlich geschafft war. Das war der Moment, auf den man so lange wartet, sich vorbereitet, darüber philosophiert und der vielleicht auch ein wenig Angst gemacht hat. Wenn er dann aber da ist, vergisst man alles und es fühlt sich an als wäre man selber neu geboren worden.

Mein ganzes Leben lang war ich der Mittelpunkt in meinem Leben. Das hat sich geändert. Diese Zweifel, die ich anfangs hatte, weil meine Freundin schon zur Mama wurde als sie den positiven Test gesehen hatte und ich nicht mal halb so viel fühlte wie sie, die waren komplett verflogen. Natürlich kommen sofort neue Ängste und Sorgen dazu, denn alleine so ein kleines, zartes Lebewesen zu wickeln löst fast Panikattacken aus. Die bedingungslose Liebe, die ich aber verzweifelt gesucht habe, war sofort da und wächst seitdem jeden Tag. Ich bin noch immer so stolz auf meine Freundin und mein Kind. Mittlerweile haben wir uns als Familie gut eingelebt. Gerade zu Beginn war es zwar eine sehr fordernde Zeit, denn bei uns kam nicht nur wenig Schlaf, Stillprobleme und Koliken zusammen, sondern auch der erste Lockdown. Jetzt ist unser Kind aber schon 2 Jahre alt und wird von Tag zu Tag merklich größer.

Wenn ich so zurückdenke, muss ich den Leuten wirklich recht geben – die Zeit vergeht so unheimlich schnell. Man dreht sich einmal und schon wieder wird eine Kleidergröße größer gebraucht. Dennoch möchte ich nichts davon je wieder vermissen. Hätte ich eine Zeitmaschine, würde ich höchsten zurückreisen und mir selbst sagen, dass diese Gefühle komplett in Ordnung sind. Nur weil darüber nicht viel gesprochen wird, muss man sich nicht schlecht fühlen. Deswegen ist es mir auch ein persönliches Anliegen, darüber zu schreiben. Selbst wenn es nur einem werdenden Papa Mut macht, freut es mich sehr!

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